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Zwei Dörfer im Hauerland (Mittelslowakei)
#1

Kultur der Slowakei und Karpatendeutscher Anteil

in Slowakische Republik 10.06.2008 20:53
von Dominik • 1.990 Beiträge

DIE KULTUR DER SLOWAKEI UND IHR KARPATENDEUTSCHER ANTEIL

1. Städtegründungen

Mit zwei typischen Grundrißformen, die von den Deutschen in die Slowakei mitgebracht wurden, haben sie das Bild der Städte, noch heute auffallend sichtbar, entscheidend geprägt. Die Gründung der Städte, vor allem der königlichen Freistädte, am Platz zerstörter, schon vor dem Mongoleneinfall bestehender deutscher Ansiedlungen, in der Nachbarschaft slowakischer Siedlungen, oder seltener, auf dem freien Land, erlaubte die Anlage von geplanten Gemeinwesen. Ihre Entwicklung blieb nicht dem Zufall überlassen. Sehr oft wurde die Zentralanlage, mit ihrem quadratischen oder rechteckigen Marktplatz, um den die Straßen schachbrettartig angeordnet sind, verwirklicht. Häufig kam es auch zur Ausführung eines Straßenmarktes, der einen Verkehrsweg spindelförmig verbreiterte, und wo parallel zu diesem, sich rechtwinklig kreuzend, die anderen Straßen verliefen.

2. Architektur

Vielfältig sind die Zeugen der verschiedensten Baustile, die mit ganz wenigen Sakralbauten bis in die romanische Epoche zurückreichen. Am nachhaltigsten hat aber die Gotik die Kunstlandschaft der Slowakei geprägt. Die großen Kirchenbauten zeigen verschiedene Einflüsse (Prag, Wien, Westfalen, Baugewohnheiten der Bettelorden), mit häufigen Vereinfachungen. Eine Sonderstellung nehmen die zweischiffigen, über eine oder mehrere Mittelstützen, in der Gotik nachträglich eingewölbte Kirchen der Zips ein. Nach einem zögernden Beginn, setzte sich die Renaissance erst mit der raschen Annahme der Reformation durch. Es wurden große Rathäuser, viele Schlösser und Kastelle und zahlreiche freistehende Glockentürme in der Zips, die zur Aufnahme neuer und schwerer Geläute dienten, errichtet. Mit der Universitätskirche in Tyrnau kam der Barock in die Slowakei, wo er sich als Stil der Gegenreformation nur langsam durchsetzen konnte. Prachtbauten führte Anton Pilgram aus, andere werden Franz Anton Hillebrandt zugeschrieben. In dieser Zeit wurden die evangelischen, hölzernen Artikularkirchen errichtet, von denen noch einige erhalten geblieben sind. Schließlich hatte auch der Klassizismus und der Sezessionsstil die Slowakei erfasst. Unübersehbar sind im ländlichen Bereich die Baugewohnheiten, die von den Deutschen mitgebracht wurden, die Häuser der Weingärtner im Preßburger Raum, die der Bergleute und Köhler in der Mittelslowakei und die der Bauern und Handwerker in der Zips.

3. Bildende Kunst

Verschwindend klein ist die Zahl der romanischen Steinplastiken, aber mehrere in letzter Zeit aufgedeckte Wandmalereien lassen hoffen, daß noch einiges unter Putz und Tünche vorhanden ist. Dafür finden wir in keiner europäischen Kunstlandschaft eine derartige Fülle an Holzplastiken, die in der Entwicklung von der Früh- über die Hoch- zur Spätgotik, selbst kleinste Dorfkirchen bereichern. Neben zahlreichen, dem Namen nach unbekannten Meistern, bildet das umfangreiche Werk von Meister Paul aus Leutschau zwei Höhepunkte. Einen künstlerischen, der ihn in eine Reihe mit den großen Bildschnitzern der Spätgotik stellt, und einen stilistischen, als Vollender und Neuerer, der bereits stark von der Renaissance beeinflußt war. Zahlreich vertreten und bedeutend sind die Wandmalerei und die Tafelmalerei.
Die Renaissance ist mit einigen wenigen Altären und zahlreichen Grabplatten beteiligt. Die Barockplastik erreichte mit der Tätigkeit Rafael Donners und seines Kreises einen Höhepunkt. Die Barockmalerei hatte einige beachtliche Vertreter: Adam Fr. Oeser, Franz A. Maulbertsch, Johann L. Kraker. Desgleichen die Plastik und Malerei des Klassizismus mit: Franz X. Messerschmidt, Johann Rombauer, Joseph Czauczik, u. a. In der späteren Zeit und in der Gegenwart mit der Vielfalt ihrer Stilrichtungen erreichten zahlreiche Maler mehr als eine lokale Bedeutung:
Johann Kupecky, Karl Sovánka, Ladislaus Mednyansky, Christian Attersee, Anton Lehmden, Herta Ondrusová-Victorin, Andreas Antony, Hans Weiss, Karl Kiraly, Adorian Lux u.a., ferner der Graphiker Karl Frech, sowie die Bildhauer Viktor Tilgner, Anton Fadrusz, Alois Rigele, Robert Kühmayer, Josef Damko, Ludwig Mack, Peter Steyer u.a.




4. Literatur

Im Verhältnis zu ihrer Größe war die Slowakei sehr reich an Dichtern und Schriftstellern, von denen naturgemäß nur einige einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht haben, so z. B. Daniel Speer, Daniel Klesch, Jakob Glatz oder Tobias G. Schröer. Als Beispiel einer mündlichen Fortpflanzung alten Volksgutes gelten das Christgeburts-, das Paradies- und das Dreikönigsspiel von Oberufer, die im deutschsprachigen Raum und in Waldorfschulen auf der ganzen Welt heute noch aufgeführt werden. Im vergangenen Jahrhundert sind einige profilierte Schriftsteller und Dichter an die Öffentlichkeit getreten, von denen Alfred Marnau eine weite, große Beachtung fand. Zahlreich sind die Heimatforscher, die beachtliche Beiträge lieferten, ebenso wie die vielen Mundartdichter, die die Nähe zur ländlichen Bevölkerung aufrecht erhalten konnten und deren Arbeiten von dem reichen Vereinsleben aufgegriffen wurden.

5. Musik, schöne Künste

Im Kulturraum des Donaubeckens spielte die Musik eine große Rolle, wobei sich im Laufe der Jahrhunderte das kompositorische Schaffen der verarmenden königlichen Freistädte der Mittel- und Ostslowakei in den Bereich von Preßburg verlagerte. Weltweite Bedeutung erlangten Johann Nepomuk Hummel, Franz Schmidt, Ernst von Dohnanyi und Johann Mory. Als bekannte Interpreten sind zu nennen: Kurt Freitag, Heinrich Baumgartner, Leo Kestenberg und Narcisse Prokopec.
Groß war auch die Zahl der in Preßburg konzertierenden Künstler und interessant die Aufenthalte Beethovens und Schuberts bei ihren Gönnern in der Slowakei.
Überregionale Bedeutung erreichten die Arbeiten des Tanzlehrers und Choreographen Rudolf Laban und großer Beliebtheit erfreute sich die Schauspielerin Erika von Thellmann.
Als erste periodische Zeitung in Ungarn, die eine lange Lebensdauer (bis 1929) hatte, erschien am 14.7.1764 die deutsche "Preßburger Zeitung". Auch in anderen Regionen der Slowakei, mit Ausnahme des Hauerlandes, wurde eine Reihe von deutschsprachigen Zeitungen gegründet, z.B. in Leutschau der "Zipser Anzeiger", später "Zipser Bote" (1863-1908), in Kaschau die "Kaschauer Zeitung" (1872-1914), in Neutra "Pannoma" (1872-1897), in Tyrnau das "Tirnauer Wochenblatt" (1869-1880), in Preßburg das "Preßburger Tagblatt" (1870-1873,1896-1924).
Drei Zeitungen existierten bis in die 40-er Jahre: "Westungarischer Grenzbote" (1872-1918), ab 1919-1945 als "Grenzbote" in Preßburg, "Deutsche Stimmen" (1934-1945) auch in Preßburg und in Kesmark die "Karpaten-Post" (1880-1942).
Ab 1949 erscheinen in Stuttgart die Monatszeitschrift "Die Karpatenpost" und das "Karpatenjahrbuch" und seit 1991 in Deutschendorf/Poprad die Monatszeitschrift "Karpatenblatt".

7. Schulen

Der überwiegend städtische Charakter der deutschen Siedlungsgebiete brachte es mit sich, daß sich schon seit dem 14. Jh. ein beachtliches Bildungswesen entwickelte. Mit der Reformation erfuhr das Schulwesen in den deutschen Städten eine starke Vertiefung. Ab diesem Zeitpunkt hatten nicht nur alle Städte, sondern auch Dörfer eigene, sogenannte "Brot- oder Schreibschulen". Zu den bedeutendsten deutschen Schulanstalten, die auch von namhaften Persönlichkeiten der Madjaren und Slowaken besucht wurden, gehören das Kesmarker Gymnasium (1533 gegründet) und das Preßburger Gymnasium (1606 gegründet). Große Bedeutung errang die erste Montanhochschule der Welt, die 1762 in Schemnitz gegründet wurde. Die Apponyische Gesetzgebung aus dem Jahre 1907 schränkte den Unterricht in deutscher Sprache stark ein. Erst nach 1918 kam die deutsche Unterrichtssprache wieder zu ihrem Recht. 1939 erhielt das deutsche Schulwesen durch eine eigene Abteilung im Schulministerium eine beträchtliche Unterstützung. 1943 hatten die Deutschen in der Slowakei in 122 Schulorten 141 Volksschulen, 23 Bürgerschulen, l Lehrerakademie, 2 Handelsakademien, 3 Gymnasien und 17 Fachschulen verschiedener Art. Nach 1945 wurde Deutsch nur als Fremdsprache gelehrt, und erst seit 1992 kam es zu einem Neuanfang mit eigenen deutschen Kindergärten, bilingualen Volksschulen und Gymnasien.

8. Wissenschaft und Technik

Im Bereich der Wissenschaften und der Forschung sind bedeutende Leistungen vollbracht worden, von: Christian Augustini ab Hortis (Naturforscher, Heilkundler), David Frölich (Mathematiker), Matej Bél, der zwar von Geburt Slowake war, aber der Bildung nach sich selbst als Deutscher betrachtete, (Geograph, Historiker, Hofgeschichtsschreiber Karl VI.), der Buchholtz-Familie (Naturforscher), J. Kachelmann (Bergbauhistoriker), Johann Liptak (Historiker). Mit Geologie, Botanik, Meteorologie, Glaziologie, Zoologie und Mykologie beschäftigten sich: Paul Kitaibel, Gregor Berzeviczy, Thomas Mauksch, die Genersich-Brüder, Samuel Roth, Franz Denes, Ernst Bethlenfalvy, Johann Bäumler und andere.
Besonders zahlreich sind die Arbeiten auf dem Arbeitsfeld der Geschichte und ihr verwandten Gebieten. Hier schrieb allein der Theologe Adalbert Hudak 23 Bücher, die mit den mehr als 600 Artikeln ein weites Gebiet abdecken, das von der Theologie über die Tagespolitik und den Zeitgeist bis zur Allgemeingeschichte reicht. Ferner entstanden zu verschiedenen Teilbereichen der Geschichte zahlreiche grundlegende und kritische, wie auch hervorragend recherchierte Arbeiten, so u. a. von Johann Liptak, P. Rainer Rudolf, Ruprecht Steinacker, Ernst Tatarko, Paul Brosz, Rudolf Melzer, Ernst Hochberger, Jörg Hoensch und Friedrich Gottas.
Die Technik konnte bahnbrechende Leistungen vorweisen: Kaspar Waindl (Erstmalige Verwendung vom Schießpulver im Erzabbau), Hell-Familie (Wasserhebemaschinen, math. Grundlagen), Johann A. Segner (»Segnersches Rad«, Vorläufer der Wasserturbine), Maximilian J. Petzval (Durchbruch zur allgemeinen Anwendung der Fotografie mit Hilfe von Objektiven mit kurzer Belichtungszeit), Adalbert Alexander (Verbesserung der Darstellung auf dem Röntgen-Schirm) und Philipp E. Lenard (1905 Nobel-Preis, - bisher der einzige der Slowakei! - für Erkenntnisse im Bereich der Kathodenstrahlen).
Im optisch nicht sichtbaren Bereich waren einige bahnbrechende Erfolge zu verzeichnen. So gelang Wilhelm Borsig die erste Nierentransplantation in Deutschland und Johann Ertl bereicherte die Orthopädie und die plastische Chirurgie.




9. Handwerk und Zünfte

In den Städten der Slowakei entstanden im 14. Jahrhundert die ersten Interessengemeinschaften der Handwerker, die Zünfte. Die Mitgliedschaft war zuerst nur auf Deutsche beschränkt. Die Zunft regelte das Verhältnis zur kirchlichen und weltlichen Obrigkeit, sowie die Angelegenheiten der Zunftmitglieder untereinander, zwischen den Lehrlingen, Gesellen und Meistern. In Neusohl waren im Jahre 1529 ganze 28 handwerkliche Zünfte registriert, in Leutschau am Ende des Mittelalters sogar 42 Zünfte. Ab dem 18. und 19. Jahrhundert verlor das Zunftwesen seine praktische Bedeutung.

10. Bergbau

Seit dem 13. Jahrhundert luden die ungarischen Könige deutsche Fachleute, die fähig waren wertvolle Erze sachkundig zu fördern (Stollen und Schacht), ins Land. So kamen Bergleute aus Kärnten und dem Harz, aus Böhmen und Mähren in die Slowakei. Sie errichteten nach und nach die sieben „niederungarischen Bergstädte“ im Hauerland und die sieben "oberungarischen Bergstädte" in der Zips. Besonders die mittelslowakischen Bergstädte wie Kremnitz, Schemnitz und Neusohl waren in ihrer Blütezeit im 14.-16. Jh. die Grundlage der Geldwirtschaft in ganz Ungarn. Durch die Zusammenarbeit zweier Unternehmerfamilien - der Augsburger Fugger und der Zipser Thurzo - wurde der Bergbau des Hauerlandes im 16. Jh. auf seinen Höhepunkt geführt. Die Entdeckung von Amerika, die Türkeneinfälle mit Brandschatzungen, Pestepidemien und antihabsburgische Aufstände verursachten neben einer Dezimierung der deutschen Bevölkerung auch den Ruin und Untergang vieler Bergwerke. Erst während der Regierung von Maria Theresia haben die Montangebiete und Bergstädte der Slowakei eine Wiederbelebung erfahren.

11. Industrie und Wirtschaft

Neben dem Bergbau waren einige Gegebenheiten der Slowakei für mehrere Produkte ideal, z. B. für die Herstellung von Leinen, Barchent, Papier, Blechwaren, Holzgewinnung und Holzverarbeitung. Aber nur wenige Familienbetriebe schafften den Übergang in das Maschinenzeitalter und erreichten eine überregionale Bedeutung (Wein-Weberei, Textil-Veredelung-Kesmark, Cziser-Papier-Deutschendorf ). Dazu kamen einige in späterer Zeit gegründete Firmen (Scholtz-Haushaltswaren u. -geräte-Matzdorf, Grüneberg-Bürsten-Preßburg, Manderla-Großfleischerei-Preßburg, Brüder Stein-Bierbrauerei-Preßburg, oder die l. Zipser Dampfbrauerei Poprad).

12. Erschließung der Hohen Tatra, sowie die Gründung von Kurorten und Erholungsstätten

Die Öffnung des so hervorragenden Erholungsgebietes, in dem Wanderungen, anspruchsvolle Sommer- und Skitouren, wie auch leichte bis schwerste Kletterwege absolviert werden konnten, führte, ähnlich wie in anderen Gebirgen, von den Schatzsuchern, Jägern (Wilderern) und Hirten, über Forscher, Gelehrte, Pflanzensammler, zu den ersten Bergsteigern und schließlich zu der Erschließertätigkeit des 1873 von Karpatendeutschen und Magyaren in Kesmark gegründeten Karpathenvereins (KV), nachdem bereits 1863 in Schemnitz ein Touristenklub gebildet wurde, der später als Sektion des KV weiterarbeitete. Der KV war die 5. Gründung eines touristischen Vereins (nach dem Alpine Club London 1857 u. a.), die Bestand hatte.
Nach zwei Phasen besonders erfolgreicher Tätigkeit wurde der KV in den Strudel der sich polarisierenden politischen Leidenschaften hineingezogen, so daß er seine liberalen und demokratischen Grundsätze aufgeben mußte. Trotzdem kam es nicht zu einer vollkommenen Gleichschaltung, bei der ein Ausschluß von der Hälfte der Mitglieder notwendig gewesen wäre.
Es gibt selten ein Land wie die Slowakei, das mit seinen Naturschönheiten, den ca. 1200 Mineral- und Thermalquellen, und dem konstanten Klima, den Kranken und Erholungssuchenden, in vielfältiger Form Heilung, Linderung und Verbesserung des Allgemeinzustandes bieten kann. Aber lange Zeit hindurch war der Mangel an entsprechenden Einrichtungen, vor allem an Unterkünften, ein Hindernis für die Entwicklung von Bädern, die schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts einen guten Namen hatten. So mußte Beethoven 1801 bei seinem Aufenthalt in Pistyan (Piestany), noch die einfachen, ausgehobenen Badegruben benutzen. Das änderte sich aber schnell, als tatkräftige und einfallsreiche Unternehmer die Entwicklung vorantrieben.
Alexander Winter in Pistyan, Georg Sina in Trentschinteplitz und Andre Georg Lenoir in Sliac führten die genannten Badeorte auf ein internationales Niveau. Aber auch in den kleineren Kurorten vermittelte die Privatinitiative vielen Unternehmen eine schnelle positive Entwicklung. Wagemutige errichteten am Fuße der Hohen Tatra für die wachsende Zahl der Besucher Hotelanlagen, die später immer höher hinauf verlegt wurden. Eine Großtat auf medizinischem Gebiet war die Einführung der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Klimatotherapie (in jener Zeit hielt sich in Davos noch kaum ein halbes Dutzend Patienten auf) und der Ausbau derselben, an der Michael Guhr in Weszterheim wesentlich beteiligt war. Für das benachbarte Altschmecks war die 1833 erfolgte Verpachtung an Georg Rainer ein Glücksfall, denn er schuf aus der bisher bunt zusammengewürfelten kleinen Ansiedlung einen Kurort ersten Ranges. Ähnlich wie bei Tatrawaldheim, dessen Keimzelle 1927 von dem Ehepaar Eichner gegründet wurde, entstand 1884 Matlarenau aus persönlicher Initiative von Matthias Loisch, dessen Familie eine Hotelgruppe schuf, die eine wesentliche Bereicherung der Tatrakurorte bildete.

13. Bräuche, Mundarten und Trachten der Karpatendeutschen

Die altehrwürdigen Bräuche waren in vielen karpatendeutschen Orten noch bis in das 20. Jahrhundert erhalten geblieben; in den meisten sind sie aber bereits seit einigen Jahrzehnten nicht mehr zu finden. Bleigießen, Knödelkochen zum Andreasabend, Hexenumgänge zu Luzia, Schemelschnitzen zur Christmesse aus verschiedenen Holzarten, Baden (Begießen) der Mädchen und Frauen zu Ostern, Kettenspannen bei Hochzeiten, Geldstreuen über das Hochzeitspaar an der Kirchentür, Aufstellen von Maibäumen, Spinnen und Federschleißen in den Rockenstuben, Volksschauspiele, womit bei weitem nicht alle erwähnt sind. Es gibt kaum eine deutsche Liedgattung, die bei den Karpatendeutschen nicht vertreten wäre, von primitiven Totenklagen bis hin zu kunstvollen geistlichen Liedern. Die Sprachinseln waren ein Sammelbecken des deutschen Liedergutes über mehrere Jahrhunderte.
Die Ansiedlung der aus den Stammlanden kommenden fand im Mittelalter statt. Sie sprachen demnach noch das Deutsch des Mittelalters, dessen literarische Überlieferung "mittelhochdeutsch" genannt wird. Da die Auswanderer in der neuen Heimat von der Entwicklung der Sprache in ihrem Stammland weitgehend abgeschnitten waren, haben sich bei ihnen mehr alte mundartliche Sprachformen erhalten als bei den Teilen der Bevölkerung, die im eigentlichen deutschen Sprachgebiet lebten. Bei den Gebildeten blieb der Anschluß an die Sprache des Stammlandes erhalten. Der selten geschlossene Siedlungsraum der Karpatendeutschen ließ es nicht zu, im Laufe der Zeit eine einheitliche karpatendeutsche Mundart zu bilden. Daher gab es verschiedene, voneinander abweichende Mundarten.

Im vorwiegend evangelischen Preßburger Weinbaugebiet finden wir einfarbige, dunkle Gewänder mit schwarzen Schürzen, bei jungen Frauen hellere Stoffe, teils noch dirndlmäßig verarbeitet. Schwarze oder weiße Hauben aus Tüll oder Häkelspitzen mit schwarzen oder einfarbig hellen Bändern bezeugen das Alter und den Stand der Trägerin. Die Männerbekleidung war vor allem durch den Weinbau beeinflusst.

Im mittelslowakischen Hauerland sind die Trachten vielfältig und farbenfroh. Die geographische Teilung in drei Sprachinseln, mit den zentral gelegenen Städten Deutsch-Proben, Kremnitz und der Staudensiedlung Hochwies und Paulisch ist auch an den Trachten erkennbar. In der Männerbekleidung ist der starke Einfluss der Bergmannstracht geblieben. Die Frauentrachten aus den einzelnen Ortschaften sind sehr unterschiedlich.

In der Zips kam es zur Bildung von drei Gruppen deutscher Trachten, und zwar in den Siedlungen am Oberlauf der Popper, am Unterlauf der Popper, in der Unterzips. In den Abseits gelegenen Orten, wie Hopgarten und Metzenseifen, verlief eine eigene Entwicklung.

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