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Zwei Dörfer im Hauerland (Mittelslowakei)
#1

Karpatendeutsche

in Slowakische Republik 10.06.2008 20:53
von Dominik • 1.990 Beiträge

Karpatendeutsche
Als Karpatendeutsche bezeichnet man deutschstämmige Menschen auf dem Gebiet der heutigen Slowakei sowie im östlichen Karpatenbogen, der heute territorial zur Ukraine gehörigen Karpatoukraine. Der Begriff Karpatendeutsche wurde durch den Historiker Raimund Friedrich Kaindl geprägt.


Karpatendeutsche in der Slowakei
Deutsche Siedler haben die Slowakei vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, vor allem jedoch nach dem Mongoleneinfall von 1241, besiedelt. Im Gebiet von Pressburg
(Bratislava) gab es wohl auch schon etwas früher Deutsche. Sie haben vor allem ältere slowakische Städte (v. a. Pressburg), Markt- und Bergbausiedlungen besiedelt und wurden meist von den Königen als Spezialisten (Handwerker, Bergleute) angeworben. Die drei Hauptsiedlungsgebiete waren Pressburg und Umgebung, einige Sprachinseln in der Zips und das Hauerland. Ungefähr bis zum 15. Jahrhundert bestand die Führungsschicht aller slowakischen Städte fast ausschließlich aus Deutschen. Die Deutschen (zum Teil eigentlich Altösterreicher) in der Stadt Pressburg bildeten bei der Volkszählung im Sommer 1919 noch die größte Gruppe: 36% der Bürger waren Deutsche, 33% Slowaken und 29% Ungarn.
Etwa vom 12. Jahrhundert (der Südwesten schon seit 907) bis 1918 war die heutige Slowakei Teil des ungarischen Staates bzw. später der ungarischen Hälfte der k.u.k.-Monarchie. Pressburg war 250 Jahre lang sogar Krönungsstadt der ungarischen Könige. Die Karpatendeutschen waren genauso wie viele Slowaken in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einem starken Magyarisierungsdruck ausgesetzt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges plädierten die meisten Karpatendeutschen für den Verbleib der Slowakei bei Ungarn, danach für eine slowakische Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei. Ihre Zahl lag in der Zwischenkriegszeit bei etwa 130.000.
Allerdings waren die meisten Karpatendeutschen bereits vor dem Ende des 2. Weltkriegs aus der Slowakei nach Deutschland geflüchtet oder wurden von den deutschen Behörden evakuiert. Dies war nicht zuletzt eine Reaktion auf den slowakischen Nationalaufstand im Spätsommer 1944, bei dessen Niederschlagung von den Partisanen Grausamkeiten an Deutschen und von der SS Grausamkeiten an Slowaken verübt wurden.
Aus der Zips sind die meisten Deutschen zwischen Mitte November 1944 und dem 21. Januar 1945 dank einer Initiative Adalbert Wanhoffs und den Vorbereitungen des Bischöflichen Amtes der deutschen evangelischen Kirche vor der heranrückenden Roten Armee nach Deutschland oder in das Sudetenland evakuiert worden. Die Deutschen von Bratislava wurden im Januar und Februar 1945 nach langen Verzögerungen evakuiert, jene des Hauerlandes flüchteten Ende März 1945 aus ihren Orten. Die Rote Armee erreichte Bratislava am 4. April 1945.
Nach dem Kriegsende (8. Mai 1945) ist zunächst etwa ein Drittel der evakuierten und geflüchteten Deutschen nach Hause in die Slowakei zurückgekehrt, verlor jedoch ab 2. August 1945 – zusammen mit den Sudetendeutschen in Tschechien und mit den Ungarn in der Südslowakei – aufgrund des Beneš-Dekrets Nr. 33 die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit und wurde in Sammellagern interniert (in Bratislava-Petržalka (dt. Engerau), Nováky, Handlová). 1946/47 sind schließlich etwa 33.000 Deutsche als Folge des Potsdamer Abkommens aus der Slowakei vertrieben worden, während ca. 20.000 Personen infolge besonderer Umstände in der Slowakei bleiben konnten. Von rund 128.000 Deutschen in der Slowakei im Jahre 1938, sind also 1947 etwa 20.000 (16%) geblieben.
Der Gegensatz zwischen Slowaken und Karpatendeutschen ist von jeher weit geringer als der zwischen Sudetendeutschen und Tschechen. Man kann sagen, dass die Vertreibung der verbliebenen Karpatendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg kein slowakisches, sondern ein tschechisches Projekt war.
Heute leben nur noch weniger als 6.000 Deutsche in der Slowakei, die jedoch seit der Samtenen Revolution sämtliche Rechte genießen. Die Karpatendeutsche Landsmannschaft in Stuttgart arbeitet mit dem Karpatendeutschen Verein in der Slowakei und dessen Jugendverband und mit der slowakischen Regierung zusammen und betreibt u.a. Traditionspflege. Größtes Problem der deutschen Minderheit ist die Assimilation der mittleren und jungen Generation an das slowakische Umfeld, die in den meisten Fällen so weit geht, dass Sprache und Brauchtum verloren gegangen sind. Es gibt jedoch immer noch zwei karpatendeutsche Dörfer, Hopgarten und Metzenseifen. In Hopgarten ist die Einwohnerschaft noch mehrheitlich deutschstämmig und deutschsprachig.
Der prominenteste Angehörige dieser Volksgruppe war der zweite slowakische Präsident Rudolf Schuster.
Der Wortschatz der karpatendeutschen Mundarten wird mit erfasst vom Sudetendeutschen Wörterbuch.
Anzahl der Deutschen auf heutigem slowakischen Staatsgebiet
· 1880: 228.799/221.771 (9,3%/9,1%) - Volkszählung, Muttersprache, Umrechnung auf das Gebiet der heutigen Slowakei (erste Zahl lt. Kronika Slovenska 2000, zweite Zahl laut Slovensko-ľud 1974)
· 1910: 198.385/198.755 (6,8%) - Volkszählung, Muttersprache, Umrechnung auf das Gebiet der heutigen Slowakei (erste Zahl lt. Kronika Slovenska 2000, zweite Zahl laut Slovensko-ľud 1974)
· 1921: 139.900 (4,7%) - Volkszählung, Nationalität
· 1930: 148.214 (4,5%) - Volkszählung, Nationalität
· 1938: 128.000 (?%) - lt. Encyklopédia Slovenska
· 1947: 24.000 (0,7%) - Schätzung
· 1961: 6.266 (0,2%) - Volkszählung, Nationalität
· 1980: 4.093 (0,1%) - Volkszählung, Nationalität
· 1991: 5.414 (0,1%) - Volkszählung, Nationalität
· 2001: 5.405 (0,1%) - Volkszählung, Nationalität
Der Karpatendeutsche Verein (KDV) mit zirka 4.800 Mitgliedern und die slowakische Regierung schätzen jedoch, dass der Anteil der Deutschen bei etwa 10.000-12.000 Personen liegt.

Geschichte
Einführung in die Geschichte der Karpatendeutschen in der Slowakei

(Ernst Hochberger, Sinn, Juli 2000)

IM HERZEN EUROPAS

Infolge ihrer geographischen Lage im Herzen Europas war die Slowakei immer Bestandteil der entwickelten Zivilisation. Zahlreiche archäologische Funde sind ein prägnanter Beweis dieser Tatsache. Ab 400 v. Chr. hinterließen die Kelten beachtliche Spuren. In vorslawischen Zeiten hatten besonders germanische Stämme eine bedeutende Position. Um das Jahr 6 n. Chr. stießen die Römer bis zur Donau vor und mußten sich mit den in der Südwestslowakei lebenden Quaden auseinandersetzen. In der Mittel- und Nordost-Slowakei verschmolzen die Träger der Puchauer Kultur mit den Resten von Dakern und Kelten und Splittern anderer germanischer Stämme (Karpen, Buren, Ossen). Um 200 n. Chr. kamen die Vandalen in die Ostslowakei, 406 zogen sie mit den Quaden ab. Um 500 erreichten die Langobarden die Slowakei, und verließen sie nach 70 Jahren wieder. In dieser Zeit kamen in die Slowakei die ersten Slawen. Anfang des siebten Jahrhunderts wurde der fränkische Kaufmann Samo zum König der Slawen ausgerufen. In die Slowakei strömten deutsche Missionare, 828 weihte in Neutra der Salzburger Bischof Adalram die erste christliche Kirche ein.


DIE DEUTSCHE BESIEDLUNG DER SLOWAKEI
DIE KARPATENDEUTSCHEN

Seit dem ersten König Ungarns, Stephan (1000-1038), wurden Deutsche als Fachleute in das Land gerufen: Bergleute, Handwerker, Kaufleute, aber auch Ritter und Geistliche. Den "Gästen" wurde zugesichert, daß sie nach ihrem deutschen Recht leben könnten. Die realistische Zahl der Deutschen in der mittelalterlichen Slowakei wird auf ca. 250.000 geschätzt, was einviertel der Gesamtbevölkerung sein könnte.
Die Deutschen kamen nicht als Eroberer, nicht um eine »Kolonie« zu errichten, nicht um jemanden auszubeuten, auch nicht als Abenteurer oder als Söldner einer Macht, um andere zu bekriegen in die Slowakei! Sie wurden von den Königen Ungarns gerufen.
In der Zeit der Hussiten- und Türkenkriege und später durch die Magyarisierung wurde die Zahl der Deutschen stark vermindert. Die Abstammung der Deutschen läßt sich vor allem aus der Mundart ableiten. Bei den Bewohnern des Preßburger Siedlungsgebietes herrschte eindeutig die bayerische Mundart vor. Für das Hauerland und die Unterzips ist eine ostmitteldeutsch-bayerische Mischung festgestellt. Für die Oberzips kommt als Herkunftsgebiet der schlesische und sudetenländische Raum in Betracht. Den Begriff "Karpatendeutsche" prägte der Historiker Raimund Friedrich Kaindl am Anfang des 20. Jahrhunderts. Er bezeichnete so die Deutschen in der Slowakei und in der Karpatenukraine.
Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945 lebten auf dem Gebiet der Slowakei durchschnittlich 150.000 Deutsche zumeist in den folgenden drei größeren Siedlungsgebieten:

Preßburg und Umgebung (1930 ca. 49.000 Deutsche)

An der Grenze zu Österreich und Ungarn erstreckte sich das Preßburger Siedlungsgebiet mit sechs (1930) deutschen Mehrheitsgemeinden und neun Orten mit zum Teil beträchtlichen bodenständigen deutschen Minderheiten. Auch die Stadt Preßburg hatte bis 1900 eine deutsche Bevölkerungsmehrheit. Im Norden von Preßburg liegen die Weinbaugemeinden St. Georgen, Bösing und Modem, östlich von Preßburg die sechs Schüttinseldörfer, von denen Oberufer dank seinem Volkstheater weltberühmt war. Alle bewahrten bis 1945 ihre deutsche Tradition.

Das Hauerland (1930 ca. 41.000 Deutsche)

Die deutsche Besiedlung der Mittelslowakei erfolgte wegen der reichen Bodenschätze. Im 13. und 14. Jahrhundert entstanden die „Sieben niederungarischen Bergstädte“, mit dem „goldenen Kremnitz“, dem „silbernen .Schemnitz“ und dem „kupfernen Neusohl“. Im 14. Jahrhundert entstanden um die Städte (besonders um Kremnitz und Deutsch-Proben) ländliche Siedlungen, deren Bewohner neben ihrer Tätigkeit in Gruben auch auf kargen Böden Landwirtschaft betrieben. Zum Namen "Hauerland" kam es nach 1930, weil von 24 deutschen Dörfern acht auf die Silbe "hau" endeten, was eine durch die Rodung des Waldes entstandene Lichtung bezeichnete.

Die Zips (1930 ca. 36.000 Deutsche)

Sie liegt an einem der wichtigsten europäischen Handelswege des Mittelalters, der eine Verbindung zwischen Ungarn und Polen durch das Hernadtal und das zur Weichsel entwässernde Poppertal herstellte. In der Oberzips bestand seit dem 13. Jahrhundert der Bund der 24 königlichen Zipser Städte mit Zentren in Kesmark und Leutschau. Am Fluß Göllnitz liegen sechs Bergbauorte und im Bodwatal Metzenseifen und Stoss, die Gemeinden der Hammerschmiede. Die Zips weist auf einem relativ kleinen Gebiet, umstellt von einer herrlichen Hochgebirgsszenerie, eine derartige Fülle an mittelalterlichen Kunstschätzen auf, wie kaum ein anderes Land.

Die Karte zeigt die ungefähre Ausdehnung der deutschen Sprachinseln in der Slowakei bis 1945.

WEITERE KARPATENDEUTSCHE SIEDLUNGEN

Die Habaner

Im 16. und 17. Jahrhundert wanderten Handwerker und Gewerbetreibende aus deutschen Ländern und der Schweiz aus religiösen Gründen in die Slowakei ein. Es waren Wiedertäufer, Habaner genannt. Aufgrund ihres Gemeinschaftssinns, der sich aus ihrem Glaubensbekenntnis ergab, schufen sie gemeinsame Siedlungen so genannte Höfe. Habanersiedlungen befanden sich z.B. in Sobotischt und in Großschützen Die Habaner beherrschten besonders gut die Fayence- oder Steingutherrstellung.





Besiedlung im 18. Jahrhundert

Im Zuge der Besiedlung, die das Königreich Ungarn während der Regierungszeit Maria Theresias und Josefs II. vornahm, wurden auch Deutsche in die Slowakei gerufen. In den Kleinen Karpaten wurden deutsche Holzfällerkolonien angelegt So kamen 1786 aus verschiedenen deutschen Ländern Deutsche nach Deutschdioseg, wo jede Familie Grund, landwirtschaftliche Geräte, zwei Pferde, eine Kuh und Lebensmittel erhielt. Im Roten Kloster lebten die Kamadulenser, die Mönche eines katholischen Ordens. Im Zuge seiner Reformen hat Josef II. den Kamadulenser-Orden aufgelöst. Das Vermögen der Kamadulenser erhielten 1786 teilweise über 100 Familien, die aus deutschen Ländern nach Unter- und Oberschwaben kamen.

Tscherman

1857-58 kamen die Güter der Grafen Degenfeld-Schönburg und des Barons Heinrich von Splényi bei Tscherman im Neutratal zum Verkauf. Agenten gelangten bis nach Hannover und Oldenburg und bewogen eine Anzahl von Familien dazu, die Besitztümer gemeinsam zu erwerben. Gerhard Heuer aus Suttrup führte im Herbst 1858 die Auswanderer in die neue Heimat. 1859 folgte unter Führung Steltenpohls aus Schemde eine weitere Gruppe.

Michalok

Zehn Kilometer nördlich von Vrönel an der Töpl liegt Michalok, wo bis 1944 ein unverfälschtes Egerländerisch gesprochen wurde. Im Jahre 1899 kauften sich deutsche Bauern hier ein. Die meisten stammten aus der Gegend von Tachau in der Tschechischen Republik, kamen aber nicht aus ihrer ursprünglichen Heimat, sondern aus Ostgalizien. Die Männer waren meist gelernte Zimmerleute. Viele arbeiteten in der Quecksilbergrube in Merník.

Tochtersiedlungen
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Armut vieler deutscher Gemeinden durch den kargen Boden der Gebirgslandschaft und die Überbevölkerung verursacht. Viele Deutsche aus der Slowakei arbeiteten in Böhmen, Mähren oder im Ausland als Saisonarbeiter. Die Unternehmungslustigeren wanderten nach Übersee aus. Manche kauften Güter im Süden der Slowakei. So haben 20 deutsche Familien aus Deutsch-Litta und Drechslerhau die Siedlung Neu-Weinberge gegründet. Mehrere Familien aus Hochwies und Paulisch kauften Güter in Demanditz, Sazdice und bei Vráble. Mehrere Krickerhauer haben sich in Groß-Bedzan angesiedelt. Außerhalb dieser Gebiete und Orte lebten ca. 22.000 Deutsche.
Die deutschen Siedler, die seit dem 11. Jahrhundert in die Slowakei kamen, waren Christen. In den von ihnen gegründeten Siedlungen bauten sie ihre Kirchen, die nicht nur Mittelpunkt ihrer Siedlungen, sondern auch ihres geistigen Lebens waren. Durch die Reformation im 16. Jahrhundert, der sich zunächst die meisten Karpatendeutschen anschlossen, wurde die Verbindung zum deutschen Mutterland wieder enger. Die künftigen Pfarrer studierten an deutschen Universitäten, und in den Städten der Slowakei wurde ein Schulwesen nach deutschem Muster (Melanchton) aufgebaut. Durch diese Schulen erhielten auch die Slowaken die Möglichkeit, an deutschen Universitäten zu studieren und bekamen dadurch Verbindung zum westeuropäischen geistigen Leben. Durch die Gegenreformation der Habsburger wurde die konfessionelle Struktur der Karpatendeutschen wieder verändert, so daß die Zips mehrheitlich evangelisch, Preßburg und seine Umgebung mehrheitlich katholisch, das Hauerland hingegen fast ganz katholisch war. 65 % der Karpatendeutschen waren katholisch und 30 % evangelisch A.B.




DAS LETZTE JAHRHUNDERT DER KARPATENDEUTSCHEN

Die Madjarisierungsbestrebungen, getragen vom ungarischen Staat, schwächten die Karpatendeutschen von Jahr zu Jahr, besonders in den Städten. An allen deutschen Schulen war die deutsche Unterrichtssprache abgeschafft worden. Die Eingliederung der Slowakei in die Tschechoslowakei im Jahr 1918 brachte für das Karpatendeutschtum eine Wende zum Positiven. Die nationalen Minderheiten hatten das Recht auf eigene Schulen, Vereine und Presse. Da es vielfach an qualifizierten Lehrern fehlte, kamen Lehrer aus dem Sudetenland, welche neben der Bildung auch bei der Entstehung eigenständiger Vereine mitwirkten und das nationale Bewußtsein belebten. Politisch war das Karpatendeutschtum zersplittert. Nur die Zips stand fast geschlossen hinter der Zipser Deutschen Partei. 1929 wurde die Karpatendeutsche Partei gegründet, 1935 schloß sie ein Wahlbündnis mit der Sudetendeutschen Partei. Im Oktober 1938 vollzog sich die Umwandlung der Karpatendeutschen Partei in die Deutsche Partei. Die Deutsche Partei neigte zur nationalsozialistischen Weltanschauung, ihre Agitation und ihr Auftreten war oft übertrieben. Die Karpatendeutschen genauso wie die Slowaken standen aber nicht geschlossen im Dienste des deutschen Faschismus. Aufgrund des Vertrages der Slowakei mit dem Deutschen Reich erhielten die Karpatendeutschen in der Slowakischen Republik politische Freiheit und Schul- und Kulturautonomie. Auf dem Hintergrund der Kriegsentwicklung 1943-1945 löste sich eine Krisenstimmung bei den Karpatendeutschen aus. Während des Aufstandes im Herbst 1944 waren besonders die Streusiedlungen und das Hauerland betroffen. Der Leidensweg der Karpatendeutschen hat begonnen.



DER LEIDENSWEG DER KARPATENDEUTSCHEN

Neben den Millionen Deutschen aus dem Osten gehörten auch die Karpatendeutschen zu den Leidtragenden des Krieges und der Machtpolitik von Hitler, Stalin und Benesch. Nach dem Ausbruch des Aufstandes in der Slowakei (Herbst 1944) waren die Karpatendeutschen auf sich alleine angewiesen. Am schlimmsten betroffen waren die Streusiedlungen und das Hauerland. Es kam zu Massenmorden in Rosenberg, Glaserhau, Schemnitz, Deutsch-Proben, Sklabiná, mit weit über 500 Toten. Ab November 1944 begann die Evakuierung. Insgesamt dürften zwei Drittel der Karpatendeutschen durch die Evakuierung erfasst worden sein. Viele versuchten nach dem Kriege in die Heimat zurückzukehren, wurden aber wie die in der Heimat Verbliebenen in Lager gesteckt und 1945/46 aus der CSR ausgewiesen. Ungefähr 10-15 % der Karpatendeutschen sind aus verschiedenen Gründen in der Slowakei geblieben. Bei der Flucht, Vertreibung, Verschleppung und im Konzentrationslager in Nováky verloren weitere Hunderte Karpatendeutscher ihr Leben. Dadurch wurden in den Jahren 1944-1947 die mehr als 800 Jahre dauernde überaus fruchtbare Kultur und das gute Zusammenleben der Karpatendeutschen mit den Slowaken zerstört.






DIE KARPATENDEUTSCHEN NACH 1945 IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND IN ÜBERSEE

Nach der Vertreibung 1945/46 kamen sich die Karpatendeutschen im zerstörten Deutschland verloren vor. Aber der ungebrochene Wille zur Erhaltung der Existenz und die Hilfen der Organisationen auf sozialem Gebiet, wie bei der Familienzusammenführung, sowie der Beistand der Seelsorger beider Konfessionen führten wieder in ein geordnetes Leben.
1946 wurde das "Hilfskomitee der Evang.-Luth. Slowakeideutschen" gegründet.
1948 folgte der "Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken".

Gleichzeitig wurde "Die Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen" als damalige Dachorganisation gegründet, die 1949 nach der Gründung der "Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei" um diese erweitert wurde.

Die Sammlung, Bewahrung, Erforschung und Darstellung karpatendeutschen Kulturgutes und die Aufhellung der kulturellen und interethnischen Zusammenhänge übernahm das 1969 in Karlsruhe gegründete "Karpatendeutsche Kulturwerk Slowakei" mit seinem Museum, der Bibliothek und dem Archiv. In Österreich kam es 1950 in Wien zur Gründung des "Hilfsvereins der Österreicher aus Preßburg und Umgebung" (ab 1955 "Karpatendeutsche Landsmannschaft in Österreich") und ebenfalls 1950 in Linz zur Gründung der "Karpatendeutschen Landsmannschaft in Oberösterreich". In den USA wurde ebenfalls eine Landsmannschaft gegründet. Lediglich in der seinerzeitigen sowjetischen Besatzungszone und der nachfolgenden DDR blieben die Karpatendeutschen bis 1989 ganz allein auf sich gestellt, da keine Organisationen dieser Art erlaubt waren.



DIE KARPATENDEUTSCHEN NACH 1945 IN DER SLOWAKEI

Schwer war die Lage der Karpatendeutschen, die aus verschiedenen Gründen in der Slowakei geblieben sind. Aufgrund der Benesch-Dekrete sind sie recht-, ehr- und besitzlos geworden. Bei der Volkszählung 1950 haben sich 5179 Bewohner zur deutschen Nationalität bekannt. 1980 waren es nur noch 2819. Die zielbewusste Assimilation und das Fehlen deutscher Schulen haben dazu geführt, dass die Karpatendeutschen am Ende der 80er Jahre in ihrer Existenz vollkommen bedroht waren. Ein neues Licht der Hoffnung ist ihnen nach 1989 aufgegangen. Bei der Volkszählung 1991 haben sich 5629 Personen zur deutschen Nationalität gemeldet. Es wird jedoch angenommen, daß es zur Zeit mehr Deutsche in der Slowakei gibt. Im September 1990 wurde in Metzenseifen der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei ins Leben gerufen. Er ist organisatorisch in fünf Regionen gegliedert und hat mehr als 4.000 Mitglieder in 36 Ortsgruppen. Die finanzielle Unterstützung vom Kulturministerium der Slowakischen Republik, Zuwendungen aus der Bundesrepublik Deutschland, sowie die moralische und materielle Unterstützung der Landsmannschaften und Landsleute helfen, den in der Slowakei lebenden Deutschen ihre eigene Kultur, Sitten und Traditionen zu pflegen und zu bewahren.

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